5. Marx-Herbstschule (26.-28.10.2012)
Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation


Ein besonderes Format feiert Jubiläum. Vom 26. bis 28. Oktober 2012 findet in den Räumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung die fünfte Marx-Herbstschule statt. Das Thema der 5. Marx-Herbstschule ist Marx` Theorie der sog. ursprünglichen Akkumulation. Am Ende des ersten Bandes des «Kapital» kommt Marx im Kapitel «Die sog. ursprüngliche Akkumulation» auf eine Art geschichtlichen Anfangs des Kapitals zu sprechen. Marx’ Darstellung ist eines der am meisten diskutierten Kapitel des «Kapital», geht es doch in ihm um nichts weniger als um den Ursprung der kapitalistischen Produktionsweise. Dieser Ursprung ist keineswegs ein historisch abgeschlossenes Ereignis gewesen. Im Gegenteil: Marx stellt den Ursprung einer Produktionsweise dar, die seitdem anhält. Er behandelt eine Produktionsweise, die zwar der Geschichte entsprungen ist, aber so, dass sie sich fortan aus sich heraus reproduziert und darum vermag, sich geschichtlich durchzusetzen. Das ist auch der Grund, warum das Kapitel über die «sog. ursprüngliche Akkumulation» immer wieder auf aktuelle Entwicklungen des Kapitalismus, auf seine Umbrüche und Krisen bezogen wurde, von Rosa Luxemburg und Hannah Arendt über die postcolonial studies bis hin zu den aktuellen Arbeiten von David Harvey, Klaus Dörre und anderen. Wir wollen uns im Seminar diesem eigentümlichen Ursprung widmen: Wie hat die kapitalistische Produktionsweise Marx zufolge angefangen, was ist in der ursprünglichen Akkumulation passiert? Was genau kritisiert Marx bereits auf dieser «ursprünglichen» Ebene? Und natürlich werden wir die Frage diskutieren: Kommt der Kapitalismus immer wieder auf seine ursprünglichen Methoden zurück, um sich letztlich alle Bereiche der Gesellschaft zu unterwerfen? Oder ist zwischen der Entstehung der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer gesellschaftlichen Reproduktion ein prinzipieller Unterschied zu machen? Und vor allem: Welche (politischen) Implikationen hat die eine und welche die andere Interpretation für das Verständnis der aktuellen Entwicklungen des Kapitalismus?

Begleitet von mindestens zwei erfahrenen TeamerInnen, werden ausgewählte Marx-Texte durchgearbeitet. Durch die gemeinsame Lektüre und Diskussion soll ein genaueres Verständnis der zentralen Problemstellungen der Marxschen Kapitalismuskritik erarbeitet werden. Wir bieten Arbeitsgruppen für Teilnehmende mit verschiedenen Vorkenntnissen an.
Das Wochenendseminar beginnt am Freitagabend mit einer Einführungsveranstaltung in das Thema, am Samstagabend folgt eine öffentliche Podiumsveranstaltung mit anschließender Party. Die Abschlussveranstaltung am Sonntagmorgen widmet sich der Wirkungs- und Ideengeschichte des Schwerpunktthemas.

Reader

Im Reader befinden sich folgende Textauszüge:

1. Einleitendes und Methodisches
Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohentwurf 1857/58)
MEW 42, S. 371-373 (2 Seiten)

2. Das Kapital, Band I, 24. Kapitel
Kapitel 24: Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation
MEW 23, S. 741-791 (51 Seiten)

3. Vorhergehende Formen (Epochen)
Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohentwurf 1857/58)
MEW 42, S. 383-421 (38 Seiten)



Programm

Freitag, 26.10.2012

16.30 Uhr Anmeldung
17-19 Uhr: Begrüßung und Einführung

Nadja Rakowitz: Kurze Einführung in das Thema
Rolf Hecker: Zur Editionsgeschichte des Kapitels

19-19.30 Uhr: Pause
19.30-21 Uhr: Start der Arbeitsgruppen

mit den Teamerinnen:
Hans-Joachim Blank, Valeria Bruschi, Fritz Fiehler, Christian Frings, Thomas Gehrig, Rolf Hecker, Thomas Klauck, Anne-Kathrin Krug, Renate Mohl, Nadja Rakowitz, Christian Schmidt, Ingo Stützle, Matthias Wiards

Samstag, 27.10.2012

10-12.15 Uhr: Fortsetzung der Arbeitsgruppen
12.15-13 Uhr: Gemeinsames Plenum
13-14 Uhr: Mittagessen
14-17.30 Uhr: Fortsetzung der Arbeitsgruppen

Abendveranstaltung:
Zur Aktualität der ursprünglichen Akkumulation.
Finanzkapitalismus, Postkolonial Studies, Feminismus

Podiumsdiskussion mit Christian Zeller (Salzburg), Lucia Pradella (London) und Emma Dowling (London)

Beginn: 20 Uhr
Ort: Münzenbergsaal, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring Platz 1
Eintritt: 1,50 Euro

im Anschluss:

5. Marx-Herbstschule goes ZEROIZE:

Mit:

ADA LIVE (AREAL, PAMPA)
AGARIC (WE ARE, OVUM)
ÂKME (IHLMY)
DINA (JERUSALEM)
-IAAC- (://)
MIRIAM SCHULTE (GREEN EMPIRE)

INIGO KENNEDY (TOKEN, SEMANTICA)
MARY VELO LIVE (FROZEN BORDER, COINCIDENCE)
SILVA RYMD (://)

Beginn: 23:59 Uhr
Ort: //: about blank, Markgrafendamm (S Ostkreuz)

Sonntag, 28.10.2012

9-10.30 Uhr: Arbeitsgruppen für Frühaufsteher

Fritz Fiehler: Karl Polanyi: „The great Transformation“

10.30-11.00 Uhr Kaffeepause

11-12.30 Uhr:

Christoph Lieber: Ursprüngliche Akkumulation als Schlüssel für Zeitdiagnosen?

12.30-13 Uhr Abschlussrunde Münzenbergsaal, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring Platz 1



Wir trauern um Kornelia Gertrude Hafner (* 13.05.1946 – † 23.07.2012)

Kornelia Hafner ist am Montag, den 23. Juli 2012 gestorben. Kornelia war für mich für viele Jahre das vermittelnde Zentrum der Marx-Gesellschaft. Mit ihr gelang es, Argumente zu präzisieren, Polemiken fallen zu lassen und so das Begreifen voranzubringen. Gemeinsame Interpretationen festhalten und die bestehenden Dissense formulieren – Kornelia hat beispielhaft diese immer wieder bemühte Konsensformel der Marx-Gesellschaft umgesetzt und mit Leben erfüllt. Erst so war es möglich, dass sich diejenigen, die sich allen Zeitläufen zum Trotz noch mit Marx beschäftigten – ungeachtet unterschiedlicher Geschichten und Zugangsweisen – auf einen Dialog einließen, der die Auseinandersetzung um die Marxsche Theorie auf einem hohen Niveau voranbringen konnte. Nicht zuletzt diese Qualitäten brachte Kornelia auch in die Marx-Herbstschule ein. Dazu bedurfte es mehr Fähigkeiten als nur die inhaltlicher Sicherheit im Gegenstand, Fähigkeiten, die mit dem Wort ‘pädagogisch’ nur disqualifiziert würden. Es bedurfte einer besonderen Persönlichkeit – Kornelia Hafner wird in der kritischen Auseinandersetzung mit der herrschenden Gesellschaft bitter vermisst werden!

Thomas Gehrig
(und mit ihm alle Teamerinnen und Teamer der Marx-Herbstschule)strong