Marx und Althusser (3. MFS vom 5.-7.5.2017)
Marx und Althusser (3. Marx-Frühjahrsschule vom 5.-7. Mai 2017)
Das Projekt Louis Althussers und seiner Schüler_Innen nimmt unter den vielen Ansätzen der Ausarbeitung einer marxistischen Staatstheorie eine besondere Stellung ein. Wie kaum ein anderer Ansatz versuchte es die Kritik der politischen Ökonomie mit der Ideologietheorie zu verbinden und eröffnete Anschlüsse an weitere Herrschaftsdimensionen, wie die patriarchale oder rassistische Unterdrückung, die im Laufe der siebziger Jahre zu neuen Paradigmen kritischer Wissenschaft führten. Für eine Generation marxistischer Intellektueller galt die Beschäftigung mit Althussers Staatskonzeption als unumgänglich. Die Einflüsse von Althussers Aufsatz Ideologie und ideologische Staatsapparate aus dem Jahr 1969 reichen so von den Arbeiten Michel Foucaults über die Gendertheorie Judith Butlers bis zu den staatstheoretischen Arbeiten der Regulationstheorie in Folge von Nicos Poulantzas.
Die von Althusser analysierte zentrale Funktion der Ideologie ist jedoch nicht nur ein soziologisches oder psychoanalytisches Phänomen, sondern insbesondere die postum veröffentlichten Schriften zeigen seine stetige Auseinandersetzung mit der Kategorie des Rechts. Diese bisher „verborgene“ Rechtstheorie birgt aus heutiger Perspektive ein Potential für die marxistische Rechtstheorie, möchte sie ökonomistischen Verkürzungen entgehen und sich in den Kontext einer breiteren marxistischen Staatstheorie stellen, zumal sich Bezüge zu Althusser im gesamten Bereich biopolitischer und poststrukturalistischer Rechtskritiken zeigen. Die begründete Hoffnung lautet daher, dass sich marxistische Rechtstheorie unter Bezugnahme auf Althusser anschlussfähig machen lässt für moderne Formen wissenschaftlicher Rechtskritik.
Seit einigen Jahren wird die Theorie Althussers international wiederentdeckt. Die Tagung der AG Rechtskritik ist mit dem Ziel konzipiert worden, zu diesen Debatten auch in Deutschland aufzuschließen. Das Ziel der Tagung ist darüber hinaus, spezifisch zur Beschäftigung mit Althussers Rechtstheorie beizutragen, was in der bisherigen Althusser-Rezeption ebenso wie in der derzeitigen Althusser-„Renaissance“ vergleichsweise kurz kam. Angestrebt ist letztlich die Veröffentlichung eines Tagungsbandes, der gleichermaßen Ergebnisse und Kontroversen der Veranstaltung dokumentieren, wie auch die gegenwärtige Diskussion um einen spezifisch rechtstheoretischen Beitrag bereichern soll.
Die 3. Marxfrühjahrsschule fand vom 5. bis 7. Mai 2017 in der Schule für Erwachsenenbildung im Mehringhof in Berlin statt.
Programm
Freitag, 5. Mai 2017
16.30 Uhr: Anmeldung
17-19 Uhr: Begrüßung und Panel „Über die Reproduktion – Eine
Einführung“ mit Ingo Kramer, Anne-Kathrin Krug und Frieder Otto Wolf
19-19.30 Uhr: Pause
19.30-21 Uhr: Workshopphase I
Samstag, 6. Mai 2017
9.30-13 Uhr: Workshopphase II
13-14 Uhr: Mittagspause
14-17.30 Uhr: Workshopphase III
19 Uhr: Panel „Law and Politics – Further reflections on Althusser“ mit Katja Diefenbach und Laurent de Sutter
Sonntag, 7. Mai 2017
10-12 Uhr: Panel „Recht – Subjekt – Gewalt: Perspektiven im Anschluss an Althusser“ mit Hanna Meißner, Jens-Christian Müller-Tuckfeld und Christian Schmidt
12-13 Uhr: Abschlussrunde